11 Apr. 2017

Es war einmal Ostern


Ostern ist nicht nur eine religiöse Gedächtnisfeier, sondern auch ein im Kreis der Familie und engsten Freunde zu begehendes Fest der Fröhlichkeit und Geselligkeit.

Traditionell ist dieser Anlass auch mit Spaßmomenten verbunden. Die Geschichten unserer Großeltern, wie sie das Osterfest in ihrer Kindheit verbrachten, erzählen von vielen lustigen volkstümlichen Bräuchen.

Obwohl die Bräuche regionale Unterschiede aufwiesen, fanden sich in den lokalen Traditionen doch immer einige Gemeinsamkeiten damit wieder. Zur Zeit unserer Großeltern war Ostern neben Weihnachten das Ereignis des Jahres schlechthin, das man gemeinsam mit der ganzen Familie feierte. An den religiösen Feierlichkeiten nahm die Familie geschlossen teil: Hohen Stellenwert kamen dem Besuch der 7 Kirchen am Abend des Gründonnerstags und der sich anschließenden Prozession zu. Große Begeisterung und Geschäftigkeit wurde auch der Organisation des traditionellen Mittagessen am Ostersonntag gewidmet. In der Woche vor Ostern wurden emsig Spiele und Kuchen für die kommenden Tage vorbereitet.

 

Das Suchen der Ostereier zur Zeit unserer Großeltern

 

Schenken wir unseren Kindern heute gekaufte Schokoladeneier, so gab es zur Zeit unserer Großeltern noch selbst gemachte und bei weitem nicht so süße Ostereier. In Venetien und Friaul-Julisch-Venetien zum Beispiel sind Ostereier nichts anders als hartgekochte Hühnereier mit bemalter Schale. Zur Verzierung wurde die Schale mit Gräsern und Feldblumen bedeckt und dann in ein buntes Stück Stoff eingewickelt. Beim Kochen hinterlassen diese natürlichen Farbmittel ihren Abdruck auf den Eiern, die dann für lustige Spiele am Ostermontag verwendet wurden. Aus der Provinz Udine stammt das als “truc” bekannte Spiel. Hierbei musste jedes Kind sein Ei in einer Art Sandrutsche bis zu einer Mulde (“truc”) rollen lassen, ohne die anderen Eier zu berühren. Falls dies jedoch passierte, mussten dem Besitzer dieses Eis einige Groschen bezahlt werden. In leicht abgewandelter Form findet dieses Spiel noch heute am Sonntag und Montag während der Osterferien im Platz von Cividale (Udine) statt.

In der Brianza wurde dagegen die als tradizione della Gallina Matta bezeichnete lustige Eierjagd veranstaltet. Worin bestand diese Tradition? Den Kindern wurde damals erzählt, dass ein verrücktes Huhn (Gallina Matta) in der Nacht vor Ostern an den merkwürdigsten Stellen ihrer Häuser seine Schokoladeneier legte, zum einen kleine, zum anderen große, mit einer Schicht Zucker bedeckt oder in buntes Papier eingeschlagen. Am Morgen des Ostersonntags riefen die Erwachsenen dann alle Kinder zur Jagd zusammen, die sich auf alle Räumlichkeiten und, sofern das Wetter mitspielte, auch auf den Garten erstreckte. Die Großeltern erinnern sich mit Freude an das große Durcheinander, das daraufhin im ganzen Haus herrschte und das mit der Zählung der gefundenen Eier sowie mit der Verteilung an alle anwesenden Kinder endete. Zuweilen waren die Eier so gut versteckt worden, dass sie erst etliche Zeit später wieder auftauchten.

 

Das traditionelle Osteressen

 

Wie bereits erwähnt, wollte es der Brauch zur Zeit unserer Großeltern, Ostern im Kreis der ganzen Familie um eine reich eingedeckte Tafel zu verbringen. Mit der Vorbereitung der  Sonntagsgerichte wurde oft schon etliche Tage vor Ostern begonnen. So war es zum Beispiel in Ligurien Tradition, den herzhaften Kuchen Torta Pasqualina als Verfeinerung vieler Osteressen zuzubereiten. Dieser mit Mangold, Erbsen, Artischocken, Eiern und Käse gefüllte Kuchen war besonders wegen des hausgemachten Blätterteigs, der vor dem Backen ruhen und gehen musste, äußerst aufwändig in der Zubereitung. Der Karfreitag wurde in den meisten italienischen Haushalten der Zubereitung von Kuchen gewidmet. In den süditalienischen Regionen wurden Plätzchen und Taralli zubereitet, um sie dann gemeinsam am Ostersonntag oder beim traditionellen Picknick am Ostermontag zu verzehren. Aus der Basilikata stammen zwei wirklich kuriose Kuchen: “scarcedda” und “pup”. Beide mit einem Teig aus Mehl, Zucker, Eiern, Milch und Öl. Der erste Kuchen wurde als Körbchen geformt, mit Senffrüchten gefüllt und mit Zuckerguss sowie Eiern garniert. Durch den bunten Hagelzucker, mit dem der Kuchen bestreut und dann den Mädchen geschenkt wurde, erinnerte der zweite an eine farbenfrohe Puppe. Hartgekochte Eier waren unverzichtbarer Bestandteile süßer und salziger Gerichte aus der guten alten Zeit. In einigen Städten wird das Osteressen traditionell mit einer Vorspeise auf der Basis von Eiern eingeleitet. In der Provinz Cremona pflegte man zum Beispiel, Schiffchen mit einer Wurstscheibe und einem gekochten Eistück herzustellen und diese dann mit einem gesegneten Olivenblatt zu garnieren. Es war jedoch sehr wichtig, zuerst das Ei zur Beendung der Fastenzeit und dann die Wurst zu essen. Die Olivenblätter wurden dann nach der Mahlzeit im Feuer verbrannt.

 

 

 

In der Woche vor Ostern wurden emsig Spiele und Kuchen für die kommenden Tage vorbereitet.