21 Feb. 2017
Der Karneval zur Zeit unserer GroßelternDas farbenprächtigste und amüsanteste Fest des Jahres steht vor der Tür: Karneval mit seinen Masken, Scherzen und Leckereien. Wurde die fünfte Jahreszeit schon immer so zelebriert?
Das farbenprächtigste und amüsanteste Fest des Jahres steht vor der Tür: Karneval mit seinen Masken, Scherzen und Leckereien. Wurde die fünfte Jahreszeit schon immer so zelebriert?
Die Geschichte dieses Festes ist alt. Erste Bräuche lassen sich bereits bei den Griechen und Römern nachweisen Formen und Feierlichkeiten des Karnevals haben sich seitdem natürlich gewandelt.
Wir brauchen das Rad der Geschichte jedoch nicht so weit zurückzudrehen, denn auch die Traditionen und Brauchtümer zur Zeit unserer Großeltern sind heute fast schon in Vergessenheit geraten. Damals, als sie noch Kinder waren, konnten sie den Beginn der Faschingszeit kaum erwarten, war es doch die einzige Gelegenheit, bei der alle Dorfbewohner mit Tänzen, Gesängen und hausgemachten Speisen gemeinsam und ausgelassen feiern konnten.
Wie hat man sich zur Zeit unserer Großeltern kostümiert?
Es versteht sich von selbst, dass die Verkleidungen unserer Großeltern stark von den heute üblichen Kostümen abwichen. Nur wenige konnten es sich leisten, ein teures Kleid eigens für den Karneval zu kaufen! Kinder und Erwachsene verkleideten sich daher mit den zur Verfügung stehenden Sachen, meist alte und ausgediente Kleidungsstücke. Eines der beliebtesten volkstümlichen Bräuche war sicherlich der Rollentausch. Dabei schlüpften die Frauen in die Jacken und Hosen ihrer Brüder oder Gatten, während sich die Männer mit Schals und Röcken kleideten. Wie es sich für jede Kostümierung ziemt, die diesen Namen verdient, konnte natürlich auch die “Schminke” nicht fehlen. Mit einem angeräucherten Korken wurden Barthaare und Schnurrbart ausgemalt und mit etwas Kohle nachgezogen.
Tänze, Lieder und Scherze auf Straßen und Plätzen
Der Karneval wurde vorwiegend auf den Straßen und Plätzen von Dörfern und Städten gefeiert: Volksgesänge, Sketche, Reime und Tänze belebten am Fastnachtsdienstag von früh bis spät alle italienischen Straßen. Was die Streiche und Scherze der Kinder und Erwachsenen zur Narrenzeit anbelangt, hatte jede Gegend Italiens ihre eigenen. In Neapel zum Beispiel gab es das Fest der "Pentolaccia", bei dem ein Junge mit verbundenen Augen und einem Stock einen großen Topf voller Leckereien treffen und zum Kippen bringen musste, auf die sich dann die umstehenden Leute stürzten; in der Basilikata wurde dagegen ein Fass als Mann zurechtgemacht, in das jeder etwas Wein schenkte, den dann alle mit hausgemachten Kuchen und in Begleitung der heiteren Melodie des “Mandacetto” (einer Ziehharmonika) tranken. In Sardinien zogen verkleidete Kinder von Haus zu Haus, um die "Zipole" zu naschen”, das typische Fettgebäck der sardischen Küche. In Bagolino, in der Provinz Brescia, belebten zwei charakteristische Narrenfiguren das Straßenbild, die Balarì und die Màscher. Die ersten mit Seide und Schmuck herausgeputzt, die zweiten als Bauern verkleidet, inszenierten Tänze und Schauspiele während der gesamten Faschingszeit. In vielen Städten wurden bereits Umzüge mit Karnevalswagen veranstaltet, natürlich in weitaus einfacherer Ausführung als heute, von denen maskierte Frauen und Männer Süßigkeiten jeder Art auf die umstehenden Schaulustigen warfen.
Traditionelle Gebäckspezialitäten
Das Gebäck, das wir heute zur Karnevalszeit verzehren, wird nach Rezepten zubereitet, die bereits von früher bekannt sind: Krapfen und "Chiacchiere" entstammen einer althergebrachten kulinarischen Tradition, wobei die ersten schon im alten Rom unter dem Namen “frictilia” erwähnt werden. Diese Delikatessen, bei deren Anblick in den Schaufenstern der Konditoreien uns heute das Wasser im Munde zusammenläuft, wurden zu Kindheitszeiten unserer Großeltern noch zu Haus zubereitet.
In jeder Region bekannt, hat dieses typisch in Fett ausgebackene Gebäck je nach Gegend und örtlichen Bräuchen eigene Formen und Bezeichnungen. Das wohl verbreitetste und beliebteste Gebäck in der Fastnachtszeit sind zweifellos die Chiacchiere, wie sie in den meisten italienischen Städten heißen.
Warum aber der Name Chiacchiere? Traditionsgemäß ist es während der Karnevalszeit erlaubt, frei von der Leber und ohne Gefahr von Vorhaltungen zu schwätzen oder, wie es im Italienischen genannt wird, zu “chiacchierare”.
In einigen Gegenden Italiens ist dieses Gebäck in Anlehnung an die jeweiligen Mundarten unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt. In der Toskana “Cenci” oder “Donzelle”, in der Emilia-Romagna “Frappe” oder “Sfrappole”, im Trentino “Crostoli” und im Veneto “Galani”.
Gleiches gilt auch für die Krapfen, die je nach regionaler Tradition in verschiedenen Varianten zubereitet werden. Die wohl bekanntesten sind die “venezianischen” Fritoe mit Hartweizengrieß, Sultaninen und Pinienkerne, das nationale Gebäck bereits zur Zeit der Republik Venedig Serenissima. In Sizilien heißen die mit Honig und Zimt zubereiteten Krapfen noch heute “Sfincitelli”, in Ligurien sind die Kastanienkrapfen aus der Karnevalszeit einfach nicht weg zu denken, während im Trentino die Apfelkrapfen einfach zur Tradition zählen.
Sitten und Bräuche haben sich mit der Zeit zwar gewandelt, doch nach wie vor feiert Groß und Klein den Karneval ausgelassen mit Spielen, Scherzen und insbesondere mit vielen Leckereien.
Krapfen und "Chiacchiere" entstammen
einer althergebrachten kulinarischen Tradition